pakistanische Literaturen.

pakistanische Literaturen.
pakistanische Literaturen.
 
Pakistan besitzt ein reiches literarisches Erbe in zahlreichen Sprachen, beginnend mit der seit der Eroberung des Industales 711 bestehenden arabischen religiösen Tradition. Nach dem Jahr 1000 wurde die persische Hof- und Literatursprache eingeführt, die in Annalistik, höfischer und mystischer Poesie bei Anwendung aller in Iran entwickelten Formen gepflegt wurde. Wichtig war der Anteil der Landessprachen Belutschi, Paschto, Panjabi, Sindhi, in denen sich kriegerische und romantische Balladen, Prophetenloblieder, mystische Volkslieder, Liebeslieder, Rätsel usw. finden. Poesie in Belutschi wird erst neuerdings schriftlich aufgezeichnet, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts spielten Barden eine bedeutende Rolle. Die moderne Literatur ist nationalistisch geprägt; ihr bedeutendster Vertreter ist Gul Khan Naseer (✝ 1984). Die klassische Paschtoliteratur erreichte ihren Gipfel in den kraftvoll-farbigen Versen des als »Vater des Paschto« bezeichneten Kriegerführers Hushal Han (* 1613, ✝ 1689). Die moderne Paschtoliteratur kritisiert Übel der feudalen und der Stammesgesellschaft der Pathanen. Wichtige Autoren sind Hamza Shinwari und Ashraf Durrani. In Panjabi wie in Sindhi wurde die Volksdichtung spätestens seit dem 16. Jahrhundert von Mystikern zur Grundlage sangbarer Poesie gemacht. Sultan Bahu (✝ 1692), Bulha Shah (✝ 1752) und Varis Shah (* 1735, ✝ 1784), der die Sage von Hir Ranjha mystisch ausgestaltete, sind in Panjabi zu nennen. In der gegenwärtigen Literatur dominiert sozialer Realismus. Wichtige Vertreter sind Azal Ahsan Randhawa, Sajjad Hyder und Shafqat Tanveer Mirza. In Sindhi (mit der ältesten regionalen Literatur Pakistans) ist Shah Abd al-Latif Bitai (* 1689, ✝ 1752) Höhepunkt einer langen mystischen Tradition; seine Gedichtsammlung »Shaha jo risalo« ist noch heute überaus beliebt. Sein Landsmann Sahal Sarmast (* 1739, ✝ 1826) sang ekstatische Hymnen.
 
Nach 1853 entstand in Sindhi neben der weiter blühenden Poesie eine vielseitige Prosaliteratur, während Panjabi von den Muslimen seltener als Literatursprache verwendet wurde. Shaile Ayaz gehört zu den populärsten Sindhi-Schriftstellern der Gegenwart, seine Dichtung ist stark regional ausgerichtet. Die meisten Schriftsteller der Gegenwart bedienen sich aber des im 18. Jahrhundert in Nordindien literarisch entwickelten Urdu, in dem heute neben wissenschaftlicher Prosa alle literarischen Gattungen vom Drama bis zur Kurzgeschichte gut vertreten sind: Gush Malihabadi (* 1894, ✝ 1983), Faiz (* 1911, ✝ 1984) und Ahmad Faraz (* 1928) sind die führenden pakistanischen Urdu-Dichter der letzten Jahrzehnte. Die überragende Gestalt der pakistanischen Literaturen ist der europäisch gebildete M. Iqbal, der in zahlreichen Urdu- und persischen Gedichten die Muslime zu neuem Selbstbewusstsein aufrief und dessen mitreißende Verse in Urdu und Persisch, darunter seine Antwort auf Goethes »West-östlicher Divan«, in viele Sprachen übersetzt sind.
 
 
H. T. Sorley: Shāh Abdul Latīf of Bhit (London 1940, Nachdr. Delhi 1984);
 A. Bausani: Storia delle letterature del Pakistan (Mailand 1958);
 L. Rama Krishna: Pañjābī Sūfī poets, A. D. 1460-1900 (Neuausg. Delhi 1973);
 A. Schimmel: Sindhi literature (Wiesbaden 1974);
 A. Schimmel: Classical Urdu literature from the beginning to Iqbāl (ebd. 1975);
 M. Sadiq: A history of Urdu literature (Delhi 21984);
 
Allahs ind. Garten, hg. v. U. Rothen-Dubs (Frauenfeld 1989);
 S. Mahmud: Urdu language and literature. A bibliography. .. (London 1992);
 R. Russell: The pursuit of Urdu literature (Delhi 1992);
 A. J. Zaidi: A history of Urdu literature (Delhi 1993);
 E. M. Fischer: Theater in Pakistan (1997).

Universal-Lexikon. 2012.

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